Bis vor einiger Zeit war ich ein regelmäßiger Gast in der Bürgersprechstunde. Ich hatte damals noch die Hoffnung, dass meine Anliegen Gehör finden, und mein Engagement zu einer – noch so kleinen – Verbesserung führen würden. Als Mutter von – damals noch kleinen – Kindern hatte ich in Bad Endorf schon mehrere sehr unangenehme oder gefährliche Situationen erlebt, als ich mit den Kindern zu Fuß oder auf dem Rad durch den Ort unterwegs war, bzw. musste mitansehen, wie ein Fußgänger vom LKW überrollt worden war.
Meine Anliegen reichten von „Tempo 30 im Ort“ über „Fahrradstraßen als Alternative zur Bahnhofsstraße“ und „Geschwindigkeitskontrolle in der Langbürgnerseestraße“ hin zu „Radwegen in die umliegenden Orte oder zu den Seen, die auch von Kindern und Alten sicher zu befahren sind“ oder „farblich abgesetzten Schutzstreifen für Fußgänger oder Radfahrer“. Der meist gehörte Satz, vielleicht nicht wörtlich aber inhaltlich, in diesen Gesprächen war:
„Das ist leider ganz, ganz schwierig oder gar unmöglich“.
Jetzt ist es für mich als Laie bzw. als Frau mit „schlichtem Gemüt“ natürlich unmöglich, die Situation wirklich zu beurteilen. Zusätzlich stelle ich ja eigentlich gar
nicht in Abrede, dass die Sache nicht so einfach ist, wie Lieschen Müller sich das vorstellt. Erstaunlich ist aber, dass man meist nach kurzer Recherche feststellt, dass es in anderen Gemeinden gelang, diese scheinbar unüberbrückbaren Schwierigkeiten durch – manchmal penetranten – Einsatz der Verantwortlichen zu meistern.
Beispiele gefällig?
Bleiben wir doch gleich beim Thema „Tempo 30 im Ort an einer Staatsstraße“: Das Inkrafttreten der StVO-Novelle am 11.10.2024 macht es deutlich leichter Tempo 30-Zonen auszuweisen, schreibt BR24. Hierzu schreibt der VCD in seinem „Tempo 30 Soforthilfepapier“, dass selbst eine Ausweisung an Staatsstraßen oder Bundesstraßen möglich ist, sofern bestimmte Rahmenbedingungen, wie z.B. in der Umgebung von Schulen, gegeben sind.
Etliche Orte in Bayern haben letzteres tatsächlich auch schon erfolgreich umgesetzt, u.a. Bruckmühl (Landkreis Rosenheim !), Kirchseeon (Landkreis Ebersberg), Neumarkt St. Veit (Landkreis Rottal-Inn), Wolfratshausen und Inning, Herrsching, Breitbrunn (Landkreis Starnberg). Viele dieser Gemeinden begründeten diesen Schritt mit der Lärmschutzverordnung, in Schwindkirchen (Gemeinde Dorfen, Landkreis Erding) wurde nach Auskunft der Verantwortlichen aus der Gemeinde erfolgreich argumentiert mit: „Stark befahrener Schulweg ohne durchgehenden Gehweg“. Mir als Laie erschliesst sich jetzt nicht, wieso diese Begründung in Bad Endorf an der Bahnhofsstraße nicht ausreichend sein sollte.
Ich würde jetzt auch noch nichts sagen, wenn es Fortschritte in den anderen Bereichen geben würde.
Doch leider: Wasserburg, Bad Wiessee und Dorfen weisen Fahrradstraßen aus, Bad Endorf nicht.
Radwege in Prutting, Stephanskirchen, von Rosenheim nach Kolbermoor, von Bad Aibling nach Bruckmühl, von Prien nach Aschau werden gebaut.
Bad Endorf baut nichts, und das trotz hoher Förderungen durch den Freistaat.
Warum ??
Bei meiner obigen Recherche habe ich mit etlichen Menschen gesprochen, die froh und stolz über das Erreichte waren und schon neue Aktionen planten. Ich fühlte mich inspiriert und dachte mir, wie schön es doch wäre, in einer dieser Gemeinden zu leben getreu dem Motto:
Geht nicht, gibt’s nicht.
Claudia Bergmann, Sprecherin Ortsverband Bad Endorf
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