Mitten im Sommer wurde über den Pelhamer See nördlich von Hemhof plötzlich vom Gesundheitsamt ein Badeverbot verhängt. Burgunderalgen waren an die Wasseroberfläche geraten. Wie lässt sich die Wasserqualität der heimischen Seen überwachen?
Der Ortsverband der Endorfer Grünen fragte bei Dr. Maria Stockenreiter und Prof. Dr. Herwig Stibor nach. Die beiden Biologen forschen, arbeiten und lehren über unsere heimischen Seen an der Ludwig-Maximilians-Universität in München und wirken mit ihrem Team an der Limnologischen Station in Seeon.
Die Analyse der Wasserprobe im vergangenen Sommer, entnommen aufgrund der Algenblüte, ergab eindeutig, dass sich im Pelhamer See Cyanobakterien der Gattung Planktothrix rubenscens (Burgunderalge) befanden. Diese leben üblicherweise in tieferen Schichten tiefer Voralpenseen. Im flacheren Pelhamer See kommt diese Alge selten vor und üblicherweise auch nicht an der Oberfläche. Für die Algenblüte an diesem Tag war vermutlich ein Sturm verantwortlich, der sie nach oben schwemmte. Das wenige Gift dieser Alge kam so an die Wasseroberfläche. Schon am nächsten Tag waren die jedoch wieder Algen abgesunken, das Gift abgebaut und nicht mehr feststellbar. Somit war das vom Gesundheitsamt ausgesprochene Badeverbot, genauso wie die Aufhebung bereits am folgenden Tag korrekt.
Die Burgunderalge profitiert vom Klimawandels. Dank der milderen Winter schafft sie es immer häufiger in unseren Seen zu überwintern und tritt deshalb von Jahr zu Jahr in zunehmenden Beständen auf.
Für die Sperrung von Badeseen ist nach wie vor jedoch meist eine Blaualgenblüte verantwortlich. Diese Algen erzeugen wesentlich mehr Gifte und profitieren von der steten Überdüngung unserer Gewässer. Die Wasserrahmenrichtlinie der EU fordert die europäischen Staaten zu einer kontinuierlichen Verbesserung der Wasserqualität und damit eine Senkung des Düngemitteleintrags auf.
Doch um die Richtlinie umzusetzen, wären regelmäßige Kontrollen nötig. Tatsächlich kontrollieren die Wasserwirtschaftsämter nur Seen größer als 50 Hektar beobachten können. Aus kleinen Seen werden nicht mehr regelmäßig Proben entnommen und analysiert.
Denkbar wäre, diese Proben von Bürgern durchführen zu lassen. Derartige Initiativen, die Wasserwirtschaftsämter bei ihrer Kontrolle der Wasserqualität zu unterstützen, sind als sogenannte „Citizen in Science“-Projekte vielerorts in Deutschland bereits seit Jahrzehnten aktiv. Ausstattung und Ausbildung der ehrenamtlichen Unterstützer durch einen Verein organisiert und von einem wissenschaftlichen Institut begleitet und überwacht. Nach dessen Vorgaben arbeiten die interessierten Laien selbstständig mit Hilfe einer Messeinrichtung aus einem Koffer. Ein Modell, dass auch bei der Überwachung der kleineren Chiemgauer Seen Zukunft haben könnte.
Martin Both.

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