Die vergessenen Freuden der Verkehrs- und Heizungswende: 

Ein Plädoyer für mehr Alltags-Freude

Claudia Bergmann plädiert dafür, nicht nur auf Belastungen zu starren, sondern auch die Chancen einer Verkehrs – und einer Heizungswende zu sehen.

Sprechen wir über die Verkehrs- oder die Heizungswende, so denken viele an trockene Schlagworte wie „Klimawandel“ oder „Dekarbonisierung“, also an Themen, die das eigene Leben nur im Katastrophenfall tangieren und eher negative Gefühle wecken. 

Andere haben gleich „den Habeck“ vor Augen, der gewaltsam in die eigenen Wände eindringt, die Ölheizung rausreißt und einem auch noch die Spritztour mit dem getunten BMW verbietet. Eine Freiheitsberaubung sondergleichen!

Aber mal Hand aufs Herz: Hinter der Verkehrs – bzw. Heizungswende verstecken sich Veränderungen, die unseren Alltag sozialer, freier, entspannter und manchmal einfach nur freudiger machen. Lasst uns die oft vergessenen und viel zu selten thematisierten positiven Auswirkungen genauer betrachten.

Verkehrswende: Von Staufrust zu Ortslust

Stellen wir uns einen Ort ohne Dauer-Motorenlärm und endlosen Stau vor. Keine rote Bremslichter-Schlange mehr vor der Kirche: In der „Speisemeisterei“ kann man sich draußen entspannt und ohne zu schreien mit seinem Gegenüber unterhalten. Unsere Schulkinder radeln oder laufen auf sicheren Wegen gemeinsam zur Schule. Sie haben schon vor Unterrichtsbeginn ihr Bedürfnis nach Miteinander und Bewegung gestillt. Eine Seniorin mit Rollator hält einen kleinen Ratsch mit einer jungen Mutter mit Kinderwagen. Beide können anschliessend ihren Weg fortsetzen, ohne dass eine der beiden auf die Fahrbahn treten muss. Und seit Jahren kommt es zu keinen tödlichen Unfällen mehr auf der Bahnhofstraße, da sich alle verantwortungsvoll an das Tempo-30-Gebot halten und ebenso verantwortungsvoll an den zahlreichen Zebrastreifen stehen bleiben. Und morgens brauchst du nicht mehr 20 Minuten, um einen Parkplatz zu suchen, denn: Dein „Auto“ ist ein klimafreundlicher E-Roller, den du einfach an die Laterne stellst. 

Und das Beste daran? Man trifft sich zu Fuß auf einen Kaffee im Ort, anstatt sich nur vom Auto aus zuzuwinken. Der Ort wird zum Lebensort, der tägliche Arbeitsweg zum Fitnessparcour und Mikro-Abenteuer. Verkehrswende? Mehr so Wellness-Programm!

Alles nur grüne Ideologie?

Wie wäre es mal zur Abwechslung mit Freiheit für alle, besonders für diejenigen, die unseren Schutz benötigen: Kinder, Alte, Schwangere … statt „Freie Fahrt für freie Demokraten“.

Alles nur naive Utopie?

Bedenkt man, dass sich – nach Verkehrsmessungen aus dem ISEK – die Hälfte aller Autos durch Endorf nur von einem Ortsende zum anderen Ortsende bewegen, so bedeutet das im Klartext: Ein beträchtlicher Teil des Autoverkehrs liesse sich vermeiden.

Wie? Es muss mehr Spaß machen, zu Fuß, auf dem Rad oder mit dem E-Roller unterwegs zu sein. Unrealistisch in einem Ort, in dem selbst die hartgesottensten Radler auf dem Gehweg fahren? 

Da braucht es tatsächlich ein wenig Fantasie und Mut. Aber ohne Visionäre würden wir uns wahrscheinlich immer noch am Lagerfeuer in Höhlen zusammenrotten… 

Bleiben wir doch gleich beim Thema „Wärme“.

Heizungswende: Vom muffigen Heizkeller zur Wohlfühloase und zur Zusatzrente

Und was ist mit der Heizungswende? Klar, der Austausch der alten Ölheizung war erst mal nervig. Außerdem gab es ja so viele verwirrende und widersprüchliche Informationen:

Wärmepumpe … nur im Neubau? … viel zu teuer? 

PV-Anlage und PV2heat… häh, geht’s auch deutsch? 

Geothermie … hamma no nia ned ghabt?

Doch dann gab es den Nachbarn, der nun seit einem Jahr in einem mittlerweile sanierten Haus Baujahr 1956 mit Wärmepumpe lebt. Seine Energiekosten haben sich auch Dank der eigenen PV-Anlage halbiert. Der Nachbar hatte die Energieberatung im Rathaus und bei Solarkataster-Rosenheim.de empfohlen, um ein unabhängiges, realistisches Bild über Installationskosten und Amortisierungszeit zu erhalten. 

Dann erzählte unsere Enkelin begeistert aus dem Physikunterricht: Dort hatte sie berechnet, dass eine Wärmepumpe aus 1 Kilowattstunde (selbsterzeugter) elektrischer Energie das Vierfache an Wärmeenergie erzeugt. Und ein Elektroauto im Vergleich zu einem – mit E-Fuels betriebenen – Verbrennerauto den neunfachen Wirkungsgrad hat. 

Sie hatte sich gleich im Internet schlau gemacht über die aktuellen finanziellen Fördermaßnahmen für den Einbau einer neuen Heizung… immerhin 70%! „Habeck sei Dank!“ Die Finanzierung über die Hausbank war trotz des fortgeschrittenen Alters der Großeltern kein Problem, und die Enkelkinder waren stolz auf uns.

Und jetzt? Unser Zuhause ist eine Wohlfühlzone. Opa hat endlich – im ehemaligen Ölkeller – seine Bastelwerkstatt bekommen. Vorbei die Zeiten, in denen man immer den aktuellen Ölpreis verfolgen musste mit der Angst, dass dieser steigt und steigt. Die PV-Anlage liefert eine nette Zusatzrente, die Wärmepumpe macht auch keine seltsamen Geräusche wie die alte Heizung, die immer so klang, als täte sie ihren letzten Atemzug. Stattdessen summt sie leise vor sich hin, während wir auf dem Sofa liegen – eingekuschelt, mit dem guten Gefühl, dass unsere Energie klimafreundlich und „Putin-unabhängig“ ist. Und wir sind froh, weil das Asthma unseres Enkels jetzt besser ist, seit die Feinstaubemissionen gesunken sind, und der Ort nach frisch gemähter Wiese statt nach Autoabgasen riecht.

Die große Überraschung der Wenden: 

Die Verkehrswende bringt Spaß auf die Straße, die Heizungswende Wärme ins Herz – und beides zusammen schenkt uns einen Alltag, der nicht nur nachhaltig, sondern auch lebenswerter ist. Wer hätte gedacht, dass Klimaschutz so glücklich machen kann?

Fazit:

Die Zukunft verspricht viele Veränderungen, auch manche (scheinbare) Zumutung. 

Aber wie heißt es so schön: Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die einen Mauern, andere setzen die Segel.

Wir sind doch nicht umsonst alle Chiemsee-Anrainer!

Claudia Bergmann

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