Die Ergebnisse des „Fahrradklimatests“ des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) liegen vor. Im gesamten Bundesgebiet hat der Verein der deutschen Radlerinnen und Radler 2024 in knapp 1.000 Gemeinden eine Online-Umfrage durchgeführt. Abgefragt wurden die Zufriedenheit mit Fahrradwegen, Abstellanlagen und Beschilderung für den Radverkehr genauso wie die Einschätzung der Radelnden zum allgemeinen Sicherheitsgefühl im Verkehr vor Ort. Es war die größte Umfrage dieser Art – weltweit.
Auch in Bad Endorf haben knapp 1.000 Radfahrende an der Umfrage teilgenommen. Das Ergebnis war leider verheerend: Endorf fehlen Radwege, der Verkehr ist zu dicht, Autofahrer nehmen hier weit weniger Rücksicht auf den Radverkehr als in anderen Kommunen. Unter den knapp 1.000 teilnehmenden Kommunen ging Bad Endorf als eine der fünf am schlechtesten bewerteten Gemeinden bundesweit hervor. Bayernweit belegt Bad Endorf den traurigen letzten Platz.
Während in Rathäusern anderer Kommunen ein derartiger Befund dazu führt, dass endlich nötige Schritte zur Verbesserung angepackt werden, schmollt man im Endorfer Rathaus. Der Bürgermeister verbreitet seine Sicht der Dinge über die Sozialen Medien: Schuld an alledem sei die Radler selbst: Die führen schließlich rücksichtslos auf den Gehsteigen, und das wäre gefährlich für die Fußgänger.
Kein Wort davon, dass an der Einmündung der Kreuzstraße in die Traunsteiner Straße mehrere Unfälle mit Autos und Fahrradfahrern teils schwerste Verletzungen, teils tödliche Verletzungen hervorriefen. Kein Wort davon, dass auch auf der Bahnhofstraße zwei Todesopfer zu beklagen waren.
Die eigenen Handlungsabsichten hat die Gemeinde offenbar dem ADFC dann doch diktiert. Sie können in der Ortsbewertung beim Fahrradklimatest eingesehen werden: Von Mauerkirchen bis Rimsting soll ein Radweg entstehen, eine Radabstellanlage sei vor dem Bahnhof geplant. Wir könnten diese Absichtserklärungen noch weiterführen, hören wir sie doch regelmäßig im Gemeinderat: Zonen für sicheres Radfahren solle es geben, heißt es, eine bessere Beschilderung, ganz besonders zum neuen Schulzentrum hinaus arbeite man mit Hochdruck an sicheren Wegen für die ABC-Schützen.
Allerdings haben wir diese Ankündigungen jetzt schon seit mehreren Jahren immer wieder hören müssen. Passiert ist im Ort bis heute nichts. Im Gegenteil: Privateigentümer sperren nach Lust und Laune mal hier, mal dort wichtige Nebenrouten für den Fuß- und Radverkehr. Der Zustand der Bahnhofstraße zwingt uns Radler zu aberwitzigen Ritten durch Schlaglöcher mitten in einem immer dichter werdenden Auto- und Schwerlastverkehr. Die Gewerbetreibenden beharren seit Jahr und Tag auf den Parkplatzwüsten vor ihren Läden. Fahrradwege werden auf Druck von ein paar wenigen Privatleuten wieder für den motorisierten Verkehr freigegeben. Die Liste ist längst nicht abgeschlossen.
Bieten sich Alternativen an – zum Beispiel eine reaktivierte Bahnlinie, die möglicherweise den Pendlerverkehr aus Obing, Pittenhart und Halfing verringern könnte – werden diese noch nicht einmal ernsthaft geprüft. Lediglich der Kreisel wird als Heilsversprechen in den leuchtendsten Farben heraufbeschworen. Ein Verkehrsbauwerk, dass aus dem alleinigen Zweck geplant und gebaut wird, um den Autoverkehr in Endorf flüssiger fließen zu lassen. Mehr und schneller fahrende Autos und Lastwagen mitten durch den Ort. Das ist der Kern der Antwort, den die Ratsmehrheit und der Bürgermeister auf die Fragen der Radlerinnen und Radler, der Fußgängerinnen und Fußgänger im Ort anbieten. An den bedauerlichen Unfällen sind diese schließlich selbst schuld: hätten sie mal besser mehr Rücksicht genommen auf die Autos!
Trotz alledem: Genießen Sie den Sommer – ob daheim oder auf Reisen!
Und wenn Ihnen in anderen Orten etwas auffällt, was sie besonders gelungen finden und das sie sich auch in Endorf wünschen würden – schreiben sie uns oder schicken Sie ein Bild.
Wir wünschen schöne Sommertage!
Martin Both und Eduard Huber

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