In letzter Zeit haben die Diskussionen um eine Reaktivierung der Bahnstrecke zwischen Obing und Bad Endorf wieder Fahrt aufgenommen. Der private Verein, der die Strecke unterhält, wirbt für eine Wiederaufnahme des Personenverkehrs auf der Strecke.
Die Gemeinderäte in Obing, Amerang und Pittenhart haben ihre Zustimmung zu dem Projekt bereits signalisiert. Eine Landtagsdelegation der Grünen mit ihrem verkehrspolitischen Sprecher Markus Büchler und der haushaltspolitischen Sprecherin Claudia Köhler hat sich ebenfalls über die Möglichkeiten eines regelmäßigen Schienenverkehrs zwischen Obing und Endorf informieren lassen.
Die Argumente dafür sind klar: Viele Pendler*innen fahren derzeit aus Amerang, Pittenhart und Obing meist über Teisenham nach Endorf und sorgen so morgens und abends für zusätzlichen Verkehr. Genauso kommen Schüler*innen aus Halfing nach Bad Endorf an die Mittelschule. Genauso sind die Discounter und Supermärkte im Gewerbegebiet Ziele für Autoverkehr aus diesen Gemeinden. Diesen Verkehr könnte ein Bahnzubringer mit einem zusätzlichen Haltepunkt im Gewerbegebiet entzerren. Mit dem geplanten Bayerntakt gäbe es in Endorf attraktive Umstiegsmöglichkeiten in Richtung Salzburg und München ohne große Wartezeiten und ohne lange Wege.
Eine Reaktivierung der Strecke könnte damit ein wichtiger Baustein für die längst überfällige Neuordnung des Endorfer Verkehrs sein. Allerdings setzt der Bayerische Staat vor eine solche Reaktivierung hohe Hürden. Wichtigstes Hindernis ist ein Gutachten, das der Strecke ein ausreichendes Fahrgastaufkommen bescheinigt.
Dieses Gutachten fehlt derzeit und wird auch nicht entstehen, solange Gemeinden wie Bad Endorf nicht wenigstens ein Interesse bekunden, über eine Neuaufnahme des Bahnverkehrs nachzudenken. Die Diskussionen im Marktgemeinderat sind leider äußerst dürftig. Die Beiträge gehen selten über diffuse Bauchgefühle hinaus. Meist spiegeln sie die Vorbehalte einer kleinen Gruppe Betroffener entlang der Strecke wider, die mit einem regelmäßigen Verkehr mehr Lärm, mehr Kosten oder andere Unannehmlichkeiten fürchten.
Wir Grünen wollen diese Diskussion auf eine sachlich fundierte Basis stellen. Wir fordern in einem Antrag, dass dem Rat die Fakten und Hintergründe des Projektes vorgestellt werden. Erst wenn der Rat über die recht komplexen Verfahrensschritte bis zu einer Wiederaufnahme des Bahnverkehrs, über die Chancen und auch die Risiken informiert wurde, trauen wir dem Gremium eine seriöse Entscheidung zu. Bisher fehlt diese Grundlage.
Martin Both
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