Heizöl als „Future-Fuel“

Kürzlich flatterte eine Werbebeilage eines „IWO Institut für Wärme und Mobilität“ zu einem Bausparheft in unser Haus. Das IWO will uns davon überzeugen, auch in Zukunft unsere Häuser mit Öl zu heizen. Im Beirat des IWO sitzen Vorstandsmitglieder von Firmen der Mineralölindustrie, der  Erdölförderung und der Tankstellennetze und der Branche für Flugzeugbetankung. Somit ist die Absicht der schnöden Werbung klar. Ziel ist nicht, uns zu informieren.

Der erste Aufreißer ist, dass Ölheizungen auch nach 2025 noch erlaubt sind. Soweit ist es korrekt. Neue Ölbrennwertheizungen dürfen noch bis Ende 2025 errichtet werden. Nicht erwähnt wird aber, dass jede bis 2025 neu hinzukommende Ölheizung auf einen Brennstoff setzt, der nachweislich für die Klimaerwärmung verantwortlich ist. In jedem Fall wird eine CO2-Bepreisung kommen, die sich bei einer Ölheizung verteuernd auswirken.

Die zweite Behauptung ist, Heizöl und Klimaschutz würden zusammen passen. Es wird angerissen, ob man auf dem aktuellen Stand sei; ob dies aus Umweltsicht vertretbar sei. Die menschengemachte Erhitzung des Klimas wird hier gar nicht geleugnet. Die neuen kommenden Brennstoffe für neue Ölheizungen seien die vielversprechenden „Future Fuels“. Das sei das Heizöl von morgen. Future Fuel wird  als Beimischung zum Heizöl beworben. Future Fuels sind flüssige, synthetische Kraftstoffe, die mit erneuerbar erzeugtem Strom und regenerativen Ressourcen auf der Basis von Rest- und Abfallbiomasse hergestellt werden. Praktisch bedeutet das, Nahrung zu erzeugen und dann mit Solar- und Windstrom in Alkohol oder „hydrierte Pflanzenöle“ umzuwandeln. Das mag im Labormaßstab funktionieren. Auf den riesigen Energiebedarf  umgelegt, wird der Anbau  von Energiepflanzen auf unseren Feldern in Konkurrenz zum Anbau von Nahrungsmitteln treten. Ein solcher Anbau für Energiepflanzen wird nicht naturgerecht sein! Also geht es hier wieder um eine verzögernde Brückentechnologie im finanziellen Interesse der Mineralölindustrie. Man kann dies auch im Zusammenhang zur Diskussion der Bundesregierung um Grünen Wasserstoff verstehen. Leider wird der Zubau weiterer Erneuerbarer Energien gebremst, gedeckelt, verteuert oder übermäßig bürokratisiert. Für Future Fuels allerdings ist der Zubau von genügend grünem Strom unbedingte Voraussetzung. Das läuft alles schlicht in der falschen Reihenfolge ab.

Auch der dritte Vorschlag der Erdölbranche ist nur halbwegs brauchbar. Die Lösung der IWO lautet: Öl-Hybridheizung. Das ist die Kombination aus Öl und erneuerbaren Energien; sprich Solarenergie.

Vermeiden Sie aber bei dieser Hybrid-Kombination das Öl. Erwägen Sie stattdessen beim Neubau die  Kombination von Photovoltaikanlage und Wärmepumpe. Mein persönlicher Vorschlag ist die Hybrid-Kombi mit Holz. Setzen Sie auf Hackschnitzel, Scheitholz oder Pellets und bauen Sie sich unbedingt eine Variante von Solarenergie aufs Hausdach. Die CO2-Bepreisung wir Holz nicht treffen

Heute gibt es die Wahl zwischen Solarstrom und Solarwärme. Wir haben seit 18 Jahren eine völlig problemlose Kombi-Anlage von Solarwärme und Holzpellets am Laufen. Da die Photovoltaikanlagen immer günstiger werden, würde ich vermutlich heutzutage den überschüssigen Solarstrom meiner PV-Anlage als Wärme im Warmwasserspeicher einspeisen, dann in den Stromspeicher, dann in das Elektroauto und dann ins Stromnetz. Fortschritt durch Technik!

Im Energienutzungsplang für Bad Endorf aus dem Jahr 2014 steht, dass in Endorf ca. 490 von 1010 Ölheizungen älter als 1990 in Betrieb sind.

Sofern sich daran nichts Wesentliches geändert hat, stehen viele Endorfer Haushalte vor der Aufgabe, über ihren Energiebedarf nachzudenken. Angesichts der kommenden Klimaerhitzung nimmt sich hoffentlich die Eine oder der Andere an der Nase und erwägt einen Austausch seiner Heizung und lässt sich auch hinsichtlich der thermischen Sanierung des Eigenheims beraten.

Bitte entscheiden Sie sich gegen Öl, Erdgas und natürlich auch gegen Kohle. Setzen Sie auf   Erneuerbare Energie aus Solarthermie oder Photovoltaik, Holz, Nahwärme aus Erneuerbaren.

Und wichtig: Welchen Strom kaufen Sie aus welcher Stromgewinnungsanlage? Wollen Sie noch für Kohlestrom bezahlen?

Wir bestimmen heute die Zukunft unserer Kinder!

Thomas Restle

1 Kommentar

  1. Hirzinger Johannes

    Lieber Thomas.
    Die Zusammenhänge in Deinem Text sind sehr nachvollziehbar und bekannt. Jeder Bürger kann sich selbst informieren. Nur machen es die Wenigsten, oft wird mit Erdöl pro argumentiert. Fakt ist dass dieses Geld aus Deutschland/Europa in Länder mit wenigen Menschenrechten abfließt. Bezieht man die Gewinnung und den Transport von fossilen Energieträgern mit ein dann ergibt das eine Verdoppelung des Spritverbrauchs eines Verbrennungsmotors.
    Aber die Transformation findet bereits statt und beschleunigt sich. Beste Grüße. Johannes Hirzinger.

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