Nachverdichtung – ein eher technisches Wort. Gemeint ist, dass Orte bevor sie grüne Wiesen und wertvollen landwirtschaftlichen Grund zu Bauland machen, zuerst die Brachflächen innerhalb der Ortskerne für Wohnungen und Gewerbe bebauen sollen. So sinnvoll der Gedanke an sich ist, so problematisch erweist er sich in der Praxis. In unserer Gemeinde können wir das an einigen Stellen gut beobachten.
In der Katharinenheimstraße planen die Grundstückseigner auf der Brache zwischen Moosbauerplatz und Bahnhofsstraße in zweiter Reihe zwei dreigeschossige Mehrfamilienhäuser. Die Eigentümer und Mieter in den Gebäuden am östlichen Grundstücksrand fürchten jetzt den Wertverlust ihrer Wohnungen. Schließlich droht die Gefahr, dass nicht nur der Bergblick verschwindet, sondern der Schatten der neuen Gebäude auf die eigenen Terrassen und Balkone fällt.
Genauso möchte die GWC gerne östlich des Weihers am Ströbinger Hang weitere Hotelzimmer bauen lassen. Doch lange bevor es die geänderten Bebauungspläne dafür in die Schaukästen schafften, melden sich bereits die Nachbarn. Verständlich, denn ob die kleine Lorenz-Linzeis-Straße für den wachsenden Verkehr wirklich geeignet ist, ist eine berechtigte Frage. Und natürlich verschwinden mit dem Bau des Hotelblocks der gewohnte Blick in die Berge und einiges an Grün der Bäume, Sträucher und Rasenflächen.
Wir Grünen halten diese Nachverdichtung durchaus für sinnvoll, um die Flächen außerhalb des Ortes schützen zu können. Allerdings verlangt Nachverdichtung aus unserer Sicht ein besonderes Augenmerk auf die Flächen zwischen den Gebäuden. Auf die Pflanzen, die dort wachsen, und die Art wie sie künftig gepflegt werden. Der Schatten und die kühle Luftfeuchtigkeit, die ausgewachsene Bäume solchen Flächen und den Gebäuden dort spenden, sind in Zeiten des Klimawandels mit den zu erwartenden sommerlichen Hitzeperioden unerlässlich.
Oft unverständlich sind für uns oft die ermüdenden Diskussionen um Stellplatznachweise. Wozu diese Diskussionen in Endorf gerne mal führen, sieht man gut an der Traunsteiner Straße gleich an der Ampel. Statt eines alten Baumes findet sich dort in grauer Tristesse nur mehr ein grau gepflasterter Platz – Stellflächen für Autos, mehr nicht. Kein Gedanke wurde daran verschwendet, dass sich ein derart massiver Gebäudekörper sommers aufheizt und diese Hitze auch an die Umgebung abgibt. Kein Gedanke wurde verschwendet darauf, dass ein Baum gefälliger sein könnte als ein Parkplatz. Kein Gedanke wurde darauf verschwendet, dass die wenigsten Mieter dort zwei Autos ihr Eigentum nennen, wie es die Endorfer Stellplatzverordnung vorsieht. Umso mehr, da sämtliche Einkaufsmöglichkeiten und der Bahnhof in weniger als zehn Minuten zu Fuß erreichbar sind.
Für uns Grüne wäre die Überarbeitung dieser Satzung dringend geboten – bisher scheiterten wir damit jedoch vor allem am Widerstand der CSU und des Bürgermeisters. Genauso aber wäre es dringend nötig, Bauherren wie die GWC oder den Bauwerbern in der Katharinenheimstraße künftig bereits im Rahmen der Bauleitplanung Hinweise und auch Vorschriften machen zu können, wie wir als Gemeinde uns ein sinnvolles Bauen in Zeiten des Klimawandels vorstellen. Doch auch da steht leider meist die CSU auf der Bremse.
Martin Both.
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