Jochen Stay ist tot.

Nachruf von Thomas Restle auf den kürzlich verstorbenen Anti-Atom-Kämpfer.

Der langjährige Anti-Atom-Aktivist Jochen Stay, Sprecher und Gründer der Anti-Atom-Organisation .ausgestrahlt und Vorstandsmitglied der von .ausgestrahlt initiierten Stiftung Atomerbe, ist tot. Jochen Stay, der an einer Herzerkrankung litt, ist am Samstag, den 15.01.2022, im Alter von 56 Jahren gestorben. Unsere grüne Ortsgruppe durfte ihn im Sommer 2021 zu einem Online-Vortrag begrüßen. Ich selbst bin seit 2012 Fördermitglied von .ausgestrahlt und nehme den Tod von Jochen Stay als Anlass seine und die Arbeit des Vereins zu würdigen und über die Geschichte der Atomkraft der letzten zwei Jahrzehnte zu skizzieren.

#1: Der erste Ausstieg aus der zivilen Nutzung der Atomkraft geschah 2001. Die rotgrüne Bundesregierung und die die Atomkraftwerke betreibende Energiewirtschaft vereinbarten einvernehmlich die Abschaltung des letzten AKW zum Jahr 2020. In dem damaligen Vertrag wurden erhebliche Zugeständnisse an die AKW-Betreiber gemacht.

Begleitend wurde im Rahmen des Gesetzes über Erneuerbare Energien der Zubau und die Einspeisung von Windenergie und Photovoltaik angepackt. Es wurde bereits damals auch das Konzept der Technologie „Power-To-Gas“ mit eingeplant. Aktuell meint man damit sog. „Grünen Wasserstoff“. Das alles geschah, um Atomkraftwerke und Kohlekraftwerke nutzlos zu machen.

Ein Ziel des Atomausstiegs war es, den allmählichen und planvollen Umbau auf Erneuerbare Energien zu gestalten. Die im Jahr 2001 eingeleitete Energiewende wurde u.a. möglich, weil man den Zubau von Sonne und Wind beförderte. Wer am Anfang eine PV aufs Dach stellte, bekam damals für die Kilowattstunde 50 €-Cent Einspeisevergütung über die nächsten 20 Jahre; weil die Anlagen teuer waren. Wer heutzutage das gleiche macht, bekommt nur noch den wesentlich niedrigeren Marktpreis um acht die Cent; weil die Anlagen wesentlich billiger sind. Wenn man so will, ist die Marktanreizförderung von 2001 die einzige Subvention die sich plangemäß selber abschafft.

#2: Ausstieg aus der AKW-Abschaltung: Im Jahr 2010 warben dann CDU, CSU und FDP für die Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke während des Wahlkampfes zum Bundestag und gewannen die Wahl. Prompt wurde der Ausstieg aus dem Atomausstieg beschlossen. Erwin Huber – damals bayerischer Finanzminister – meinte, AKW sollten 60 Jahre laufen. Markus Söder nannte die Atomenergie eine Brückentechnologie. Mit der Laufzeitverlängerung gab es seitens der Bundesrepublik Deutschland an die AKW-Betreiber die Zusage, weiterhin die Kernkraftwerke laufen zu lassen.

#3: Ausstieg Nummer 3: Im März 2011 ereignete sich die vierfache Reaktorkatastrophe in Fukushima. Die Erde vor Japan bebte und löste einen unfassbar schrecklichen Tsunami aus und zerstörte vier Reaktoren. Daraufhin wurde von eben dieser schwarz-gelben Koalition der endgültige Atomausstieg bis 2022 beschlossen. Es wurden innerhalb von wenigen Wochen acht AKWs abgeschaltet. Der Ausstiegsplan Nummer 3 war dann die Gelegenheit für die Energiewirtschaft, finanzielle Forderungen an unseren Staat und damit uns Steuerzahler zu richten.

Ende 2021 wurden drei Kernkraftwerke für immer abgeschaltet.

Ende 2022 werden dann die letzten drei Atomkraftwerke herunter gefahren.

In all den Jahren hat der in Hamburg ansässige Verein „.ausgestrahlt“ immer für eine Wende hin zu den Erneuerbaren Energien aus Sonnenlicht, Windkraft und Geothermie geworben.

Im Jahr 2017 verabschiedeten die Parteien des Bundestages ein Standortauswahlgesetz (StandAG). Dieses Gesetz regelt das mehrstufige Verfahren für die Suche nach einem Endlager für langlebige (d.h. für Millionen Jahre) Wärme entwickelnde radioaktive Abfälle. Die erste Stufe des Suchverfahrens sieht auch in Bayern sieben Teilgebiete, die grundsätzlich als Atommüllendlager geeignet sind. Als Lagerstätte wird Salz, Granit und Ton mit erheblicher Mächtigkeit und Tiefe gesehen. Auch das Gebiet östlich des Langbürgener Sees kommt grundsätzlich in Frage. Bayerns Ministerpräsident Söder versucht, den in Bayern vorkommenden Granit als Lagerstätte auszuschließen. Obwohl das niedersächsische Gorleben bereits als geologisch ungeeignete Endlagerstätte von allen Gremien ausgeschlossen wurde, versucht die CSU Gorleben wieder ins Spiel zu bringen und Bayern so vor einem Endlager für Atommüll zu „schützen“.

Ich bin mir sicher, dass das Team von .ausgestrahlt auch nach dem Tod von Jochen Stay auch weiterhin mit all seiner Kompetenz den Atomausstieg, die Suche nach einem Endlager und die Energiewende kritisch und mit Sachverstand begleitet.

Thomas Restle

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