Der Endorfer Gemeinderat kassiert einen vor einigen Jahren einstimmig gefassten Beschluss: Endorf bekommt keine Ergänzung zu den Bebauungsplänen mit Hinweisen, wie klimagerechtes Bauen in der Kommune aussehen könnte. Die Grüne Fraktion hatte ein solches Papier – in Anlehnung an vergleichbare und bereits wirksame Beschlüsse in anderen Gemeinden im Landkreis – vorgelegt, hatte damit vor über vier Jahren eine Mehrheit im Rat gefunden und forderte nun endlich die Umsetzung.
Jetzt fürchteten in erster Linie die Ratsmitglieder der CSU ein Zuviel an Bürokratie. Außerdem will man, dem Bürgermeister folgend, die Verwaltung und im Besonderen die Bauverwaltung vor Überlastung schützen. Genauso sorgt sich die CSU, mit einem derartigen Papier bei kommenden Bauprojekten Investoren zu verprellen.
Wir haben es bereits mehrfach festgehalten: Klimaschutz, genauso wie die Anpassung der Straßen und Häuser an Hitze und Wassermassen, erfreuen sich bei der Ratsmehrheit genauso wie bei unserem Bürgermeister keiner großen Beliebtheit. Zwar trägt man das Thema gerne mal in wortreichen Reden eindruckheischend vor sich her. Die Umsetzung bleibt kleinlich und verzagt.
Zwar listet das sogenannte Klimakonzept der Gemeinde weit über fünfzig einzelne Maßnahmen auf. Darunter sind jedoch zahllose Verwaltungsstandards wie das Erstellen von Bebauungsplänen oder banale Hausmeistertätigkeiten wie das Austauschen von Leuchtmitteln. Daneben Projekte, auf deren Umsetzung die Bürger\*innen nun schon seit Jahren warten: eine sinnvolle Gestaltung des Radwegs nach Rimsting, ordentliche Abstellanlagen für Fahrräder am Bahnhof. Genauso erschließt sich uns Grüner Fraktion nicht, wie die 2026 anstehenden Änderungen bei den Eigentumsverhältnissen für das Hackschnitzelheizwerk am Bauhof einen Beitrag zur Reduzierung an Klimagasen darstellen sollen.
Wichtige Themenfelder wie der Schutz der Bürger*innen vor den Klimafolgen durch Hochwasser und Hitze bleiben weitgehend unbearbeitet. Oder sie werden lediglich mit ein paar wohlklingenden Konzeptpapieren angerissen – ohne jeden erkennbaren Willen, daraus wirksame Taten folgen zu lassen.
Für uns als Grüne Fraktion wäre ein Eingreifen in der Bauleitplanung ein erster wichtiger Schritt, um zum Beispiel verhindern zu können, dass für überflüssige Autostellplätze wichtige Flächen zur Versickerung von Oberflächenwasser geopfert werden. Gerade hier hat der Rat in den vergangenen Jahren oftmals versagt. Es genügt ein nüchterner Blick auf die jüngsten Bauten in der Jahnstraße oder der Hofhamer Straße.
Mit wirksamen Grünordnungen in den Planungsphase ließen sich auch Räume schaffen für hohe, ausladende Bäume, die in den immer häufiger werdenden Hitzeperioden Schatten und Kühle spenden könnten. Gerade, weil der Grund innerorts immer dichter bebaut werden wird, sind hier kluge Gedanken und klare Vorgaben wichtig.
Ein weiterer Grund spräche aus unserer Sicht für ein solches Zusatzpapier: Treten künftig Hochwasser und Hitzewellen häufiger und intensiver auf, so steigen auch die Schadenssummen durch Gebäude- und Straßenschäden. Hitzewellen bringen Gesundheitsprobleme und werden Menschenleben kosten. Die Bürger*innen werden dann die Gemeinde nicht fragen, ob in der Gemeindeverwaltung die Glühbirnen ausgewechselt wurden. Die Bürger*innen werden dann sehen wollen, dass die Gemeinde die Probleme erkannt hat und tatsächlich gehandelt hat. Die Frage wird nicht sein, ob irgend ein Grundstücksspekulant verschreckt wurde, sondern ob Rat und Verwaltung das Rückgrat besessen haben, gegen deren Interessen auf ausreichende Versickerung und genügenden Schutz vor Hitze gesorgt zu haben.
Sollten sie diesen Mut nicht aufbringen, so riskieren sie teure Schadensersatzklagen. Das Bauen ist mithin das wichtigste Feld für die Entscheidungen des Gemeinderates. Lässt er sich die Instrumente, mit denen dieses Feld gestaltet werden kann, aus der Hand nehmen, verliert der Rat und damit auch die Verwaltung eines ihrer wichtigsten Gestaltungsmöglichkeiten.
Weigert sich ein derartiges Gremium, bei elementaren Krisen seine Gestaltungsmacht einzusetzen, verspielt es leichtfertig die eigene Daseinsberechtigung.
Martin Both

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