So schmeckt Schule.

Plädoyer für eine Schulküche mit gesunden, regionalen und ökologischen Lebensmitteln.


von Mareike Melain


In der Gemeinderatssitzung am 5. Oktober wurde über einen Antrag der Grünen Fraktion abgestimmt. Die Grünen in Endorf setzen sich für eine nachhaltige Schulversorgung ein, die vorwiegend aus regionalen, saisonalen und ökologischen Lebensmitteln bestehen soll.Die Lebensmittel sollten möglichst frisch verarbeitet werden, heißt es im Antrag und ohne weite Lieferwege an die einzelnen Einrichtungen angeliefert bzw. vor Ort gekocht werden.Plastik- und Aluminiummüll sind bei der Versorgung so weit wie möglich zu vermeiden.


Insbesondere ist dazu während der aktuellen Planungsphase für das neue Grund- und Mittelschulgebäude zu beachten, dass mit Betriebsaufnahme eine derartige Verpflegungkünftig technisch und organisatorisch umsetzbar ist.


Mit den steigenden Zahlen bei der Hortbetreuung in Bad Endorf und durch die tendenziell länger werdenden Aufenthaltszeiten in unseren Kindertagesstätten nimmt die Verpflegung in diesen Einrichtungen eine tragende Rolle ein. Eine vollwertige, gesunde Verpflegung ist dabei für Kinder und Jugendliche besonders wichtig – nicht nur für deren körperliche Entwicklung. Ein sorgfältig zubereitetes Essen ist Ausdruck von Fürsorge und Anerkennung.


Schulen und Kindertagesstätten leisten zudem mit der Auswahl des Essens einen wichtigen Bildungsauftrag, in dem sie die Wertschätzung regionaler und gesunder Produkte stärken und die Versorgungsstruktur in der eigenen Einrichtung einbinden, um somit die Herstellung von Mahlzeiten erlebbar machen.


Warum einen Antrag für etwas, dass an den meisten Schulen inzwischen Standard ist?


Die Realität für die Endorfer Schüler*innen sieht noch anders aus: aktuell wird die Schule mit aufgewärmter Tiefkühlkost, die rund 300 km von Kühl-LKWs nach Endorf geliefert wird undaus Zutaten bereitet ist, die aus der ganzen Welt stammen, versorgt.


Neben den gesundheitlichen und sozialen Bedenken, die gegen diese Art der Ernährung sprechen, steht auch der Aspekt des Klimaschutzes: Rund 1,7 t CO² emittiert jeder Mensch in Deutschland im Jahr durchschnittlich nur durch Ernährung. Was durch Tiefkühlkost und Belieferung von weither schnell zusammenkommt. Aber maximal 2 t CO² pro Person für alles – Mobilität, Konsum, Wohnen und Ernährung – dürfen es sein, wenn wir die Klimaerwärmung in den Griff kriegen wollen.


Bei diesen Zahlen wird die Tragweite von nachhaltiger Ernährung greifbar. Die Mittelschule in Prien hat das 2015 erkannt und gehandelt. Auch hier wurde vorher Tiefkühlkost an die Kinder, Jugendliche und Lehrer*innen ausgegeben. Heute versorgt ein Koch die Schulgemeinschaft mit einem Menü aus vorwiegend ökologischen, regionalen und saisonalen Lebensmitteln.


Und das mit großem Erfolg: jeden Tag gibt es ein ausgewogenes Angebot an Salat oder Suppe, zwei Hauptgerichten (selbstverständlich zum Großteil vegetarisch) und eine Nachspeise.


Auch die soziale Wirkung eines Kochs, der vor Ort für die Kinder kocht, sei unmittelbar erlebbar. „Viele Kinder kommen zu mir und bedanken sich, dass ich sie mit so gutem Essen versorge.“ erzählt Hans Blösl, freiberuflicher Koch, der inzwischen für die Mittelschule und das Gymnasium in Prien kocht. „Die Kinder schmecken den Unterschied.“

Und auch von den Lehrer*innen wird das Angebot dankend angenommen und als Wertschätzung ihres Einsatzes gewertet.


Die Anzahl der verkauften Essen habe sich erhöht, seit an der Schule mit wertvollen Lebensmitteln frisch gekocht wird, ergänzt Marcus Hübl, Schulleiter der Mittelschule.
Die leichte Erhöhung des Preises von 3,80€ auf 4,20€ sei von den Eltern, die den Mehrwert erkannt haben, gerne getragen worden. Familien mit kleinem Einkommen haben dieMöglichkeit die Kosten für die Schulversorgung komplett über das Bildungspaket (Unterstützungsangebot über den Kindergeldzuschlag von der Bundesagentur für Arbeit)zu finanzieren. Für eine soziale Gerechtigkeit ist somit neben der Bedeutung für die Gesundheit und das Klima also auch gesorgt.


Es ist bedauernswert, dass diese Erfahrung und die Begeisterung der Schulgemeinschaft der Schulen in Prien vom Gemeinderat in Bad Endorf nicht übernommen wurde. Und so bleibt es unerklärlich, warum der Gemeinderat gegen eine gesunde Versorgung mit vorwiegend ökologischen, regionalen und saisonalen Lebensmitteln für Kindertagesstätten, Hort- sowie für Ganztagesbetreuungseinrichtungen an derMittelschule in Bad Endorf gestimmt hat.


Der grüne Antrag wurde mit 7:10 Stimmen abgelehnt. Die Stimmen gegen den Antrag kamenüberwiegend von CSU, ÜWG/Freie Wähler und ABE.


Mareike Melain

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