Martin Both

Und weg ist er …

Es war absehbar: Die Diskussionen um den Poller waren in den vergangenen Monaten auch im Gemeinderat nicht abgerissen. Und auch öffentlich sorgte der rot-weiße Pfosten am nördlichen Ende der Hans-Kögl-Straße immer wieder für Streit. Er wurde von Unbekannten demontiert, gestohlen und in einem nahen Tümpel versenkt. Immer wieder umfuhren Autos das Gerät über die angrenzende Wiese, sodass sich die Gemeinde gezwungen sah, auch den Wiesensaum entlang der Straße zum Handwerkerpark mit kleinen Holzpflöcken abzuriegeln.

Am Ende müssen Bürgermeister und Gemeindeverwaltung des steten Gemaules der Landwirte, Lehrer, Busunternehmer, Tennisfreunde überdrüssig geworden sein, und riefen den Gemeinderat um eine Entscheidung an. Der gab dem öffentlichen Druck nach und entschloss sich mehrheitlich, den Poller entfernen zu lassen. Illegal sei der Poller, so das Hauptargument der Gegner. Schließlich sei der Landwirtschaft ein uneingeschränktes Nutzungsrecht auf dem betroffenen Stück zugesichert. Eine juristische Einschätzung einzelner Räte, die von der Verwaltung nicht bestätigt werden konnte: Ob ein Poller, der ja von den betreffenden Landwirten mit einem Schlüssel entfernt werden konnte, deren Wegerechte unzulässig einschränke, das bedürfe erst der juristischen Prüfung. Dass der Weg als Fuß- und Radweg gewidmet ist, ist bei alledem unstrittig. Als Argument gegen den Poller legten Verwaltung und Bürgermeister lediglich das Bekannte Lamento der Landwirte, Lehrerinnen und Busunternehmerinnen vor.

Vage und lustlos wurde zur Lösung des bestehenden Verkehrsproblems an dieser Stelle über mögliche Bodenschwellen diskutiert und auf ein in ferner Zukunft zu erarbeitendes „Gesamtkonzept“ für die „Verkehrssituation“ in der Hans-Kögl-Straße verwiesen.

Aus unserer Sicht ist die Entfernung des Pollers ein bedauerliches Signal. Die Sicherheitsbedürfnisse von Fußgängerinnen und Radlerinnen wurden nach unserer Ansicht durch Verwaltung, Bürgermeister und Ratsmehrheit unzureichend gegen die Interessen einiger weniger Einzelpersonen abgewogen. Den Versprechen, die Situation irgendwann einmal lösen zu wollen, wollen wir dabei nicht recht glauben. Zumal wir an einigen anderen Stellen bereits erfahren mussten, dass konkrete Anträge zur Verbesserung des Fußgänger*innen- und Fahrradverkehrs gerne mit dem Versprechen auf ein solches Gesamtkonzept abgelehnt wurden. Es ist außerdem fraglich, ob es sinnvoll ist, als Gemeinde dem öffentlichen Druck einer lauten Minderheit nachzugeben, die, um ihre Ziele durchzusetzen, nicht vor Diebstahl und Sachbeschädigung zurückgeschreckt hat.

Und ein Letztes stört uns: Wir erkennen im Verhalten von Verwaltung, Ratsmehrheit und Bürgermeister ein Muster, das für die Zukunft nichts Gutes erahnen lässt. Gegenwärtig wird über eines der wichtigsten Verkehrsprojekte in Endorf entschieden, den Kreisel am Kirchplatz. Die ersten Entwürfe der übergeordneten Straßenbaubehörden sahen an dieser Stelle ein Verkehrsmonstrum vor, das außer dem geschmeidigen Abfluss des Autoverkehrs kein weiteres verkehrsplanerisches Ziel erkennen ließ – von städteplanerischen Zielen ganz zu schweigen.

Nach der Sitzung vom Dienstag fällt es uns schwer zu glauben, dass in der gegenwärtigen Konstellation die Belange der Endorfer Fußgänger*innen und Radler*innen bei den Planungen am Kirchplatz angemessen berücksichtigt werden. Um diesen Belangen gerecht zu werden, muss dem Autoverkehr in der Endorfer Mitte leider ein Stück Platz weggenommen werden. Wie das mit einer Verwaltung, einem Bürgermeister und einer Ratsmehrheit durchzusetzen sein soll, die sich bereits vom – zugegeben lauten – Gemaule einiger weniger Bauern, Lehrer und Busfahrer*innen derart beeindrucken lässt? Die unter diesem Eindruck zum Wohl von Kindern, Wanderern und Radlern nicht einmal einen unscheinbaren Poller auf einem gewidmeten Fuß- und Fahrradweg stehen lassen will?

Wir sind da skeptisch – um es vorsichtig auszudrücken.

Martin Both.

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