Ein Gespräch mit Manfred Jäger.
Thomas Restle:
Gratulation zur Ehrung deiner fast 30 Jahre währenden Arbeit für die Menschen in der Ukraine!Deine Arbeit für das Gemeinwohl begann aber schon in den frühen 80er Jahren.
Erzähl doch von der Zeit damals, wie wurdest Du als „Grüner“ wahrgenommen? Gab es damals für Endorf schon den Bad-Titel?
Manfred Jäger:
1980 bin ich den Grünen beigetreten, da die Inhalte der Partei im Bereich Friedenspolitik, Umweltpolitik und Sozialpolitik für mich darin glaubhaft vertreten wurden. Zu dieser Zeit war man als „Grüner“ eher Exote, dem man mit Skepsis begegnete und kritisch beäugte.1983 gründeten wir den Grünen Ortsverein in Endorf und hatten zum Ziel, bei den Kommunalwahlen 1984 in den Gemeinderat zu kommen. Mit einer kompletten Liste und einem Wahlprogramm für die Entwicklung von Endorf zu einer nachhaltigen Gemeinde traten wir zu dieser Wahl an. Auch unterstützten wir die Bürgermeister-Kandidatur von Walter Kindermann, SPD, um einen Politikwechsel herbei zu führen. In unserem Wahlprogramm stand unter anderem als Schwerpunkt eine Umgestaltung der Bahnhofstraße zu einer verkehrsberuhigten Straße, die bis heute noch auf sich warten lässt. Auch eine Tunnellösung brachte ich damals als Vorschlag in die Diskussion, sie wurde jedoch als Spinnerei abgetan. Der Titel Bad wurde erst 1987 verliehen, bis dahin waren wir Luftkurort.
Du bist als Grüner angetreten. Warst Du der Erste? War das damals eine Grün-Alternative Liste?
Es war eine rein Grüne Parteiliste, die als offene Liste zur Kommunalwahl antrat. Ich war auf Listenplatz 1 und kam mit großer Zustimmung als erster Grüner in den Gemeinderat.
Wie war die Stimmung im Marktgemeinderat?
Die Stimmung unter der Leitung von Bürgermeister Walter Kindermann war je nach Themenlage mal mehr oder weniger emotional, aber unterm Strich in Ordnung. Die meiste Beratungszeit verlangten uns die Thermen und das dazugehörige Sanatorium ab. Die Entwicklung in diesem Bereich hat uns stark gefordert und zu langen Diskussionen geführt. Als erster und einziger Grüner wurde ich kritisch beäugt und es dauerte eine Zeit, bis sich eine gewisse Akzeptanz entwickelte. Mit Anträgen zur Geschäftsordnung bei der konstituierenden Sitzung machte ich mich gleich etwas unbeliebt. Gleichzeitig hat man mich dadurch auch ernst genommen.
Wie hast Du den Ort als Kurort erlebt und empfunden?
Ähnlich wie heute gab es Endorf im Grunde zweimal. Oben in Ströbing die Therme mitSanatorium und Kurpark, welcher schön gestaltet war, unten das Dorf, das in keinerlei Hinsicht den Ansprüchen eines Kurortes genügte. Ein Flanieren im Ort mit Cafés, Ruhezonen und beruhigtem Verkehr, leider bis heute Fehlanzeige.
Auf was schaust Du mit Freude oder weniger Freude zurück?
Der Antrag einer Allee von Ströbing bis zum Antworter Berg hieß dicke Bretter bohren. Ein typisch grüner Antrag, dem Probleme mit der Landwirtschaft, mit dem Schneeräumen und anderen konstruierten Schwierigkeiten entgegen gehalten wurden. Nach langem Hin und Her kam als Kompromiss eine halbe Allee zustande, mit Bäumen an einer Seite. Immer wenn ich mit dem Rad in Richtung Antwort fahre, freue ich mich darüber.
Was wäre eine Herzensangelegenheit?
Dass sich Bad Endorf zu einer Gemeinwohlgemeinde hin entwickelt, bei der alleHerausforderungen unter sozialen und ökologischen Aspekten behandelt werden und der Fair-Trade-Gedanke an erster Stelle steht.
Die Fragen stellte Thomas Restle.
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