Was der Klimawandel mit unseren Wäldern macht –

– und warum es aufwändiger und schwieriger wird, den heimischen Wald zu bewirtschaften.

Von Christine Wildgruber (Sprecherin Bündnis 90 / Die Grünen Bad Endorf)

Ich war mit Uli Guggenberger, unserem zuständigen Revierförster, beim vor Ort-Termin in einem Wald bei Endorf, um zu lernen, wie sich der Klimawandel auf unsere heimischen Wälder auswirkt. Und ich habe viel erfahren:

Der Klimawandel ist in den heimischen Wäldern bereits seit den 1990iger Jahren erkennbar. Der Sturm Wiebke raffte damals die ersten Waldstücke in Bad Endorf und Umgebung hinweg, vor allem Fichtenbestände waren betroffen. Was war passiert? An den Stellen, die zu Bruch gingen, waren die Bedingungen für gesunde Baumbestände nicht ideal gewesen aber auch die Windgeschwindigkeiten und die Dimension hatte bis dahin ungekannte Ausmaße erreicht. Die nunmehr seit 2003 immer häufigeren Hitze- und Trockenperioden von mehreren Wochen bis Monaten schwächen viele Bäume – vor allem jene, die an längere Trockenphasen nicht angepasst sind. Fichten können sich dann beispielsweise weniger gut gegen den Borkenkäfer wehren, der sich gleichzeitig bei zunehmender Wärme immer wohler fühlt. Eigentlich wehren die Nadelbäume sich mit einer vermehrten Harzproduktion, die aber bei Trockenheit stark eingeschränkt ist. Die zunehmend heftigeren Stürme sind dann das Tüpfelchen auf dem i, um auf flachgründigen Standorten Fichten mit zu kleiner und flacher Wurzel zu werfen und den bereits geschwächten, meist von Südwesten her aufgerissenen Restbestand ungewohnter Sonnenhitze auszusetzen und den Borkenkäfer regelrecht anzulocken.

Früher wurde auch die weitverbreitete Mär geboren, dass Fichten als Flachwurzler und Nadelbäume keine Zukunft im heimischen Wald hätten und Fichtenbestände ohnehin weniger wertvoll für die Natur wären bzw. eine geringere ökologische Vielfalt an Begleitorganismen aufwiesen als beispielsweise Buchen- oder Eichenbestände. So pauschal stimmt das aber nicht. Am richtigen Standort und mit der richtigen, auf die sich verändernden Bedingungen angepassten Bewirtschaftung und Pflege können auch Fichten bei uns eine Zukunft haben und tief wurzeln. Gesund bleiben sie aber nur im Mischbestand! Und dann gibt es ja auch noch die wärmetoleranten, heimischen und bewährten Tannen!! Sie wachsen in Bad Endorf und Umgebung mittlerweile wieder zahlreich – nicht zuletzt weil die meisten örtlichen Jäger ökologisch denken und ihre Zeit dem Wald widmen.

Die Bewirtschaftung und der Erhalt intakter Wälder werden aufwändiger

Fakt sei, so Uli, dass Bewirtschaftung und Pflege der heimischen Wälder durch die klimatischen Veränderungen – längere Trockenphasen, heftigere Stürme und Extremwetterlagen – viel aufwändiger, kleinteiliger und schwieriger werden. Die Standortfaktoren wie Niederschlag, Geologie, Säure oder Kalk im Boden, Lage eines Waldstückes mit großem Einfluß auf den Temperaturverlauf und die dort vorherrschende Windverhältnisse bzw. deren Auswirkungen, Beschaffenheit der benachbarten Gebiete, Dichte der Bepflanzung, Wildbestand usw. müssten viel stärker berücksichtigt werden. Dafür wurden beispielsweise unsere heimischen Wälder in Bezug auf ph-Wert des Bodens und geologischer Voraussetzungen kartiert. Uli berät die Waldbesitzer in dieser Hinsicht, sofern diese es wünschen. Sein Revier umfasst über 10.000 Hektar Wald, der von ca. 1500 Waldbesitzern bewirtschaftet wird, und eine wichtige Rolle bei der Produktion von heimischem Holz sowie für die Ökologie und Schönheit unserer Landschaft spielt.

Natürliche Verjüngung bevorzugt

Damit unser Wald eine Zukunft hat, setzt man in der Forstwirtschaft vor allem auf eine natürliche Waldverjüngung – denn dann findet ein Baum von Anfang an mit höherer Wahrscheinlichkeit seinen richtigen Standort und kann seine Wurzeln unverformt ausbreiten. Dafür muss der Wildbestand ausgeglichen sein und der vorhandene Wald beispielsweise genügend Licht für den Jungwald bieten. Auf den Fotos ist das auf Bild 1 nicht der Fall, hier stehen die Stämme zu dicht und es müssten Bäume entnommen werden, auch damit jeder einzelne Baum eine gesunde Krone entwickeln kann. Wo keine natürliche Verjüngung stattfinden kann, muss bei Vergrasung , Brombeerbewuchs oder nach unvorsichtigen Holzentnahmen, beispielsweise wenn der Borkenkäfer Bestände befallen hat, mit Pflanzungen nachgeholfen werden. Dabei setzt die Fortwirtschaft vermehrt auf verschiedene heimische Arten, die an bestimmten Standorten Vorteile genießen und gute Zukunftsaussichten haben. Dabei wird auch immer wieder Neues ausprobiert, was aber beim Wald, der nun mal etwas Zeit braucht, um zu wachsen, keine kurzfristige Sache ist. In der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts hatte man auch auf nicht-heimische Arten wie die Douglasie oder die Wermouth-Kiefer aus Nordamerika gesetzt – mit unterschiedlichem Erfolg. Nur sehr wenige dieser Bäume gediehen bei uns zu stattlicher Größe wie auch die Ausnahme-Douglasie auf Bild 2 (sie steht bei Bad Endorf). Spannend, was wegen des Klimawandels in unserem Wald so passiert! Ich bin sehr neugierig, wie es weitergeht. Vielen Dank, Uli, für die Informationen!

Christine Wildgruber

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