Am 21. Juli sind Parlamentswahlen in der Ukraine.
Nachdem unsere Partnergemeinde Volovec in der Ukraine liegt, ist das auch für Endorfer von Interesse.
Mit einem der Kandidaten konnten die Endorfer Grünen Ende Juni ein ausführliches Gespräch führen.
Oleksandr Sascha Solomko aus Volovec ist als Gewichtheber ukrainischer Meister in seiner Gewichtsklasse. Er kennt sich aus mit schweren Aufgaben – das gilt vor allem als Grüner Politiker in seiner Heimat.
Interview: Martin Both
Martin: Du machst gerade ein Praktikum bei Florian Siekmann, dem europapolitischen Sprecher der Grünen Fraktion im Bayrischen Landtag. Wie kam es dazu?
Sascha: Ich kandidiere in der Region Volovec bei den kommenden ukrainischen Nationalratswahlen für die Grünen und wollte davor die Arbeit des bayrischen Landtags anschauen. Das es dazu kam ist dem Partnerschaftsverein Volovec, vor allem Manfred Jäger und Markus Heiss zu verdanken, die mich im vergangenen Jahr während einer Reise nach Bad Endorf davon überzeugen konnten, den Schritt zu wagen. Ich war ja vorher schon politisch aktiv – allerdings für Julia Timoschenko und ihre Vaterlandspartei.
Martin: Sind die Grünen denn stark in der Ukraine?
Sascha: Nicht wirklich. In der Region Volovec sind es gerade mal 200 Mitglieder. Für die Wahl konnten wir noch nicht einmal die 141.000 Euro aufbringen, um eine eigene Liste aufzustellen. Jetzt kandidiere ich auf einer Liste freier Kandidaten mit 18 Mitbewerbern aus der Region. Millionäre meist, die nicht davor zurückschrecken Stimmen zu kaufen.
Warum rechnest Du Dir trotzdem Chancen aus?
Wir brauchen einen Wandel in der Ukraine. Alle bisherigen Gruppierungen und Parteien scharen sich um eine Person. Die Person ersetzt das Programm. Ich will mit Inhalten und Themen punkten.
Martin: Welche Themen sind das?
Sascha: Niemand in der Ukraine kümmert sich um die Jugend. Es war toll zu sehen, wie ein junger Abgeordneter, wie Florian Siekmann, in Schulen geht und mit Schülern spricht. Das ist in der Ukraine undenkbar. Dabei brauchen wir dringend junge Menschen. Die Ukraine muss für Junge Leute wieder attraktiv werden, das fängt bei Sporteinrichtungen und Jugendheimen an. Vor allem aber geht es, dass die Jugend wieder eine Perspektive sieht im eigenen Land und nicht wie heute nach der Ausbildung das Land verlässt.
Marting: Und ökologische Themen?
Sascha: Ich arbeite gerade an einem Windpark auf den Hügeln der Karpaten. Wir haben schon einen türkischen Investor, der bereit ist 120 Millionen Euro in das Projekt zu stecken und der bereits die Grundstücke gepachtet hat für rund 21.000 Euro im Jahr. Das scheint allerdings den Entscheidungsträgern in der Region schon auszureichen.
An einer Umsetzung ist man offensichtlich nicht interessiert.
Martin: Warum nicht?
Sascha: Vordergründig heißt es die Räder verschandelten die Landschaft oder gefährdeten das Grundwasser – das ist aber alles Unsinn. Ich will das Projekt so transparent wie möglich und ohne die übliche Korruption durchziehen – und das ist es, was die maßgeblichen Leute wirklich daran stört. Sie können nicht selbst daran verdienen.
Martin: Was nimmst Du mit aus Deinem Praktikum hier in Bayern?
Sascha: Ich hab’s ja schon gesagt: Ein Land braucht junge Leute – eben auch junge Abgeordnete. Allein das Arbeitspensum, dass ich in Florians Büro miterleben durfte ist enorm. Dafür braucht es Kraft und Energie.
Im Foto:
Olga Karasevych, die übersetzt hat, Alexander Solomko, Martin Both, Eduard Huber.
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