Aus für den Poller

Es war absehbar: Bereits in den vorangegangenen Sitzungen des Endorfer Marktgemeinderates drängten in erster Linie Räte aus der ÜWG/EFL/FW-Fraktion darauf, den Poller am nördlichen Ende der Hans-Kögl-Straße im Gemeinderat zur Diskussion zu stellen.

Mit dem ersten Aufstellen des Pollers stand der rot-weiße Pfosten in der Diskussion. Er wurde von Unbekannten demontiert, gestohlen und in einem nahen Tümpel versenkt. Immer wieder umfuhren Autos das Gerät über die angrenzende Wiese, sodass sich die Gemeinde gezwungen sah, auch den Wiesensaum entlang der Straße zum Handwerkerpark mit kleinen Holzpflöcken abzuriegeln.

Die Diskussionen rissen jedoch nicht ab, und schließlich müssen Bürgermeister und Gemeindeverwaltung des steten Gemaules der Landwirte, Lehrer, Busunternehmer, Tennisfreunde überdrüssig geworden sein, und riefen den Gemeinderat um eine Entscheidung an. In der Sitzung am vergangenen Dienstag gab der Marktgemeinderat schließlich dem öffentlichen Druck nach und entschloss sich mehrheitlich, den Poller entfernen zu lassen.

Illegal sei der Poller, so das Hauptargument der Gegner. Schließlich sei der Landwirtschaft ein uneingeschränktes Nutzungsrecht auf dem betroffenen Stück zugesichert. Eine juristische Einschätzung einzelner Räte, die von der Verwaltung nicht bestätigt werden konnte: Ob ein Poller, der ja von den betreffenden Landwirten mit einem Schlüssel entfernt werden konnte, deren Wegerechte unzulässig einschränke, das bedürfe der juristischen Prüfung. Dass der Weg als Fuß- und Radweg gewidmet ist, sei genauso unstrittig. Verwaltung und Bürgermeister stellten dem Rat als Argumente gegen den Poller lediglich die Klagen der Landwirte, Lehrerinnen und Busunternehmerinnen vor.

Vage wurde zur Lösung des Verkehrsproblems an dieser Stelle recht unverbindlich über mögliche Bodenschwellen diskutiert und auf ein in ferner Zukunft zu erarbeitendes „Gesamtkonzept“ für die „Verkehrssituation“ in der Hans-Kögl-Straße.

Aus unserer Sicht ist die Entfernung des Pollers ein bedauerliches Signal. Die Sicherheitsbedürfnisse von Fußgängerinnen und Radlerinnen wurden nach unserer Ansicht durch Verwaltung, Bürgermeister und Ratsmehrheit unzureichend gegen die Interessen einiger weniger Einzelpersonen abgewogen. Den Versprechen, die Situation irgendwann einmal lösen zu wollen, wollen wir dabei nicht recht glauben. Zumal wir an einigen anderen Stellen bereits erfahren mussten, dass konkrete Anträge zur Verbesserung des Fußgänger*innen- und Fahrradverkehrs gerne mit dem Versprechen auf ein solches Gesamtkonzept abgelehnt wurden.
Es ist außerdem fraglich, ob es sinnvoll ist, als Gemeinde dem öffentlichen Druck einer lauten Minderheit nachzugeben, die, um ihre Ziele durchzusetzen, nicht vor Diebstahl und Sachbeschädigung zurückgeschreckt hat.

Und ein Letztes stört uns: Wir erkennen im Verhalten von Verwaltung, Ratsmehrheit und Bürgermeister ein Muster, das für die Zukunft nichts Gutes erahnen lässt. Gegenwärtig wird über eines der wichtigsten Verkehrsprojekte in Endorf entschieden, den Kreisel am Kirchplatz. Die ersten Entwürfe der übergeordneten Straßenbaubehörden sahen an dieser Stelle ein Verkehrsmonstrum vor, das außer dem geschmeidigen Abfluss des Autoverkehrs kein weiteres verkehrsplanerisches Ziel erkennen ließ.

Nach der Sitzung vom Dienstag fällt es uns schwer zu glauben, dass in der gegenwärtigen Konstellation die Belange der Endorfer Fußgänger*innen und Radler*innen bei den Planungen angemessen berücksichtigt werden. Um diesen Belangen gerecht zu werden, muss dem Autoverkehr in der Endorfer Mitte leider ein Stück Platz weggenommen werden. Wie das mit einer Verwaltung, einem Bürgermeister und einer Ratsmehrheit durchzusetzen sein soll, die sich bereits vom – zugegeben lauten – Gemaule einiger weniger Bauern, Lehrer und Busfahrer*innen derart beeindrucken lässt? Die unter diesem Eindruck zum Wohl von Kindern, Wanderern und Radlern nicht einmal einen unscheinbaren Poller auf einem gewidmeten Fuß- und Fahrradweg stehen lassen will?

Wir sind da skeptisch – um es vorsichtig auszudrücken.

Martin Both.

1 Kommentar

  1. Wolfgang Spiel

    Das nenne ich Arsch in der Hose. Nur weil ein paar Herrschaften laut rummaulen, knickt sofort ein großer Teil des Gemeinderates ein. Erst wird beschlossen, dass der Poller aufgestellt wird und kurze Zeit später wird die Entscheidung revidiert. Die Verkehrssicherheit für Fußgänger und Radler spielt bei der Entscheidung hier anscheinend gar keine Rolle, Hauptsache man hat seine Ruhe. Wie verhält sich denn dann zukünftig der Gemeinderat, wenn ein paar Autofahrer lauthals über die Tempo 30 Zonen in den Wohngebieten, sofort abschaffen???

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