Martin Both

Bad Endorfer Verkehrswenden.

Es ist kein Geheimnis, dass wir Grünen uns gut einen regelmäßigen Fahrgastverkehr auf der Bahnstrecke zwischen Bad Endorf und Obing vorstellen können.

Wir sehen die Pendlerströme aus den Orten an der Bahnstrecke – aus Obing, Pittenhart, Amerang und Halfing – , die unter der Woche über Teisenham nach Endorf fahren und dort den Parkplatz am Bahnhof verstopfen. Wir sehen das Gedränge auf der Bahnhofstraße und wünschen uns wie die meisten Endorfer*innen weniger Autoverkehr.

Um diesem Wunsch gerecht zu werden, braucht es einzelne konkrete Schritte. Ein solcher Schritt könnte nach unserer Auffassung in einer Wiederaufnahme des Bahnverkehrs zwischen Obing und Bad Endorf bestehen. Einiges spricht dafür: Die Strecke ist noch aktiv und wird durch ein privates Unternehmen mit viel Aufwand in Schuss gehalten. Bisher nutzt die Strecke ein Verein meist wochenends für Fahrten mit dem bekannten, museumsreifen Triebwagen. Unter der Woche nutzen Hersteller von Lokomotiven und Waggons die Strecke, um die Alltagstauglichkeit ihrer Gefährte zu prüfen. Mit dem geplanten Bayerntakt könnte in Bad Endorf für die Anwohner*innen an der Strecke ein bequemer Zubringer zu Zügen nach München und Salzburg entstehen, mit kurzen Umstiegswegen und erfreulich geringen Wartezeiten auf die Anschlüsse. Zudem dürfte ein derartiger Knoten im Bahnnetz Bad Endorf auch als Halt für den Fernverkehr der Bahn attraktiver machen – und damit auch für die Endorfer*innen einen besseren Anschluss an das Fernzugnetz der Bahn bringen.

All diese Argumente wären für uns Grund genug, um über die Strecke Endorf Obing nachzudenken und die bürgerschaftlichen Initiativen, die es dazu gibt, zumindest mit ihren Argumenten anzuhören.

Bürgermeister und die Mehrheit im Rat sehen das anders und lehnten deshalb unseren Antrag auf einen Vortrag zu dem Thema in einer der nächsten Gemeinderatssitzungen ab.

Die Argumente sind leider diffus und für uns nur teilweise nachvollziehbar. Insbesondere da viele dieser Argumente auf einem stark verzerrenden Referat unseres Bürgermeisters fußen, das am Rande einer nicht öffentlichen Sitzung des Marktgemeinderates gehalten wurde. Unser Bürgermeister hat sich bereits recht früh gegen eine Aufnahme des Fahrgastverkehrs auf besagter Strecke positioniert und spekuliert gerne über vermeintliche Kosten des Projektes. Kosten die zum jetzigen Zeitpunkt allerdings kaum seriös beziffert werden können.

Andere führen eher vage an, dass man für Diskussionen dieser Art im Rat keine Zeit habe – ohne sich mit den einzelnen Argumenten auseinandersetzen zu wollen.

War derartiges Verhalten für die Räte von CSU, ABE und dem Freie-Wähler-ÜWG-Konglomerat erwartbar, so mussten wir in der Oktobersitzung des Rates erstaunt auch die Vertreter der örtlichen SPD beobachten, die sich nicht nur selbst der Debatte verweigerten, sondern versuchten, diese über einen Geschäftsordungsantrag für den Rest des Rates zu unterbinden.

Wir als Grüne freuen uns natürlich, wenn wir wie vor kurzem in der Zeitung lesen können, dass das Thema Verkehrswende im Grundsatz bei unserem CSU-Bürgermeister angekommen ist. Allerdings sind wir skeptisch, ob für ein derart zentrales Vorhaben der Bau von ein paar Radlständern am Bahnhof ausreicht. Wir denken, dass wir allen Initiativen Gehör schenken sollten, die den überbordenden Autoverkehr im Ort entlasten könnten. Und wir glauben, dass diffuse Bauchgefühle letztlich eine schlechte Entscheidungsgrundlage für das Großvorhaben Verkehrswende sind.

Martin Both

Kommentar verfassen

Artikel kommentieren


* Pflichtfeld

Mit der Nutzung dieses Formulars erklären Sie sich mit der Speicherung und Verarbeitung Ihrer Daten durch diese Website einverstanden. Weiteres entnehmen Sie bitte der Datenschutzerklärung.

*

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Verwandte Artikel