Man kommt nicht um den Poller herum.

Ein Kommentar von Svea Senesie

Ganze elefantöse 24 Monate ist die Gemeinde Bad Endorf schwanger gegangen mit dem Antrag, den einzigen vorhandenen Radweg des Ortes mit einem Poller davor zu bewahren eine Parallelstraße zur Wasserburger Straße zu werden. Dass dieser einzige Radweg Endorfs sogar noch außerhalb des Ortsschildes liegt sei hier mal der Sache halber kurz hinten angestellt. Nach bürokratischen und verwaltungstechnischen Prozessen, der letztendlichen Verhandlung im Bauausschuss und nicht zuletzt dem wiederholten und nachdrücklichen Engagement von BürgerInnen-Seite war es im März 2021 endlich soweit: Durch einleitende Maßnahmen und nach kurzen starken Wehen war er endlich da: Der Poller auf dem Radweg Handwerkerpark-Mittelschule.

Er wurde aufgestellt und gleich fröhlich gefeiert, es hat eigentlich nur noch der Weisertwecken gefehlt. Tatsächlich ganz Endorf im Freudentaumel? Weit gefehlt: Viel Gezeter gab es stantepede. Man hört beispielsweise das sei doch ein wichtiger Rettungsweg, da sei doch die Schule, und die Feuerwehr und das BRK! Ja, soll denn jede Straße in Endorf jetzt zusätzlich zu sich selbst noch parallel einen Rettungsweg bekommen? Wenn man sich das auch nur ansatzweise vorstellen kann, wie kommt es dann, dass die Idee zumindest homöopathische Mengen an Radwegen in das örtliche Verkehrsnetz einzubauen nur allzu lächerlich erscheint? Man hört auch: Umfahren würde man ihn, den Poller! Also im Sinne von zamfahren! Anstatt ihn umzufahren, tut man jedoch augenblicklich und ausführlich um ihn herum fahren. Und ich dachte immer die Endorfer hätten eine Abneigung gegen sowas wie eine Umfahrung. Ach, Moment, das war ja die Umgehung …

Eine Demokratie lebt von Meinungsverschiedenheiten im wahrsten Sinne des Worte, vielleicht auf lokaler Ebene insbesondere. Nur durch Kommunikation, Konfrontation und Austausch auf Augenhöhe und demokratische Kompromiss-/Lösungsfindung gibt es Wandel und Entwicklung. In ein paar Jahren kann sich keiner mehr den Radweg ohne Poller vorstellen. War der Radweg nicht früher sogar eine Forststraße? Qed.

Aber, zurück zur Geschichte, die im April einen weiteren dramatischen Verlauf in Form einer Nachwehe nimmt: “Der Poller wurde in der Nacht von Samstag auf Sonntag gewaltsam entfernt und hinter dem Schulhaus aufgefunden. Im Teich (O-Ton aus der Verwaltung).” Ja zum Kuckuck? Jetzt geht es rund: Anzeige wurde gegen Unbekannt erstattet! Die Polizei patrouilliert in Bad Endorf! Was kommt als nächstes: Überwachungskameras am Brennpunkt Kreisel/Handwerkerpark/Jolling? Man fragt sich inzwischen außerdem: Wann steht er wieder, Herr Loferer? Wie kann es sein, dass der Original-Poller letztlich in nur wenigen Tagen, wenn nicht gar Stunden stand wie eine Eins, sich die Beschaffung und Installation des neuen Pollers inzwischen jedoch schon mehrere Monate hinzieht? Hoffentlich “klappt” es bald!

Alles in allem kann man sagen, dass Bad Endorf definitiv noch im Wochenbett liegt. So ganz durch ist die Sache noch nicht. Es gibt laut Ordnungsamt offenbar bereits Ideen, wie man mit baulichen Maßnahmen das Umfahren des Pollers über Gemeindegrund (!) einzudämmen gedenkt. Immerhin ist klar, dass es sich bei dem Ganzen nicht um ein Kuckuckskind handelt. Die Gemeinde kam auf den Poller nicht wie die Jungfrau zum Kinde, sondern durch bürgerschaftliches Engagement. Das soll die eigentliche Kernaussage dieser Geschichte sein: Lokalpolitik lebt von BürgerInnen, die sich auf Gemeindeebene engagieren, die nicht nur mitreden, sondern auch mitmachen und mitgestalten möchten. Dazu braucht es dreierlei: Engagierte BürgerInnen, offene Türen, Ohren und Prozesse in der Verwaltung und vor allem ein Forum der Begegnung, des Austauschs und Dialogs.

Ansonsten bleibt abschließend nur das zu sagen, was man einem jungen Glück im Wochenbett eben rät: Das ist nur eine Phase, das geht vorbei!

Wussten Sie übrigens, dass Elefanten tatsächlich bis zu 24 Monate tragen? Das ist Rekord im Tierreich! Aber eigentlich noch lange kein Grund, aus einer Mücke einen Elefanten zu machen.

Svea Senesie

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